DIE KUNST, DIE WELT NEU ZU SEHEN
MARCEL WANDERS BEI INTERNI
Er wurde 1963 im niederländischen Boxtel geboren und zählt heute zu den prägendsten Gestaltern seiner Generation: Marcel Wanders. Nach seinem Durchbruch in den 1990er-Jahren entwickelte er eine Sprache, die poetisch wirkt und gleichzeitig technisch ambitioniert ist. Seine Arbeiten, oft an der Grenze zwischen Kunst und Funktion, sind Teil der Sammlungen internationaler Museen, darunter das MoMA in New York, das Stedelijk Museum Amsterdam, das Museum of Modern Art San Francisco und das V&A Museum in London. Besonders sein „Knotted Chair“ gilt als ikonisches Werk des zeitgenössischen Designs und markiert seinen internationalen Durchbruch.
Wanders ist Mitbegründer des Designstudios Moooi, hat für Marken wie Cappellini, Flos, Baccarat, Fiam,
Poliform und Philips entworfen und gilt als Designer, der Konventionen nicht bricht, sondern bewusst
unterwandert. Er sieht Ornament nicht als Dekoration, sondern als kulturelle Spur – Material nicht als
Oberfläche, sondern als erzählerische Substanz.
Seine Arbeiten leben von dieser doppelten Bewegung: Ein Fuß steht fest im Handwerk, der andere in einer Welt
der Fantasie.
Eine Ausstellung, die den Designer als Gesamtkosmos zeigt
Die neue Sonderausstellung bei interni zeigt den Denkraum von Marcel Wanders. Im Textilstudio versammelt sich eine Auswahl ikonischer Arbeiten, die selten in dieser Dichte zu sehen sind.
Diese vielfältigen und ausdrucksstarken Werke zusammen zeigen, wie Wanders Materialien transformiert – nicht als Mittel zum Zweck, sondern als Teil einer übergeordneten Erzählung.
Der Knotted Chair – ein Wendepunkt im Design
Mit dem Knotted Chair für Cappellini gelang Wanders Ende der 90er Jahre ein Werk, das bis heute wie ein
Manifest wirkt: ein Objekt zwischen Kunst, Leichtigkeit & technischer Innovation. Aus Knoten, Aramidfaser
und Epoxidharz entsteht ein Stuhl, der wirkt, als müsse er schweben.
Skynest von Flos – Licht als Geflecht
Die Pendelleuchte Skynest zeigt eine andere Seite seines Entwurfs: traditionelle Flechtmuster, neu gedacht mit
zeitgemäßer Lichttechnik. Ein Objekt, das nicht beleuchtet, sondern Atmosphäre webt.
Echo Line & Cristaline für Fiam – Glas in Bewegung
Wanders‘ Glasobjekte für Fiam sind architektonische Arbeiten im Kleinformat: Die Echo Line Vitrine arbeitet mit
rhythmischen Faltungen und Wiederholungen, während die Cristaline Beistelltische präzise geschliffene
Glasvolumen zu kristallinen Miniaturlandschaften verdichten.
Ancient Memories – eine textile Archäologie
Vor diesem Hintergrund erhält die neue Kooperation mit Fischbacher 1819 ihre eigentliche Bedeutung.
„Ancient Memories“ ist mehr als eine Stoffkollektion: Es ist eine Auseinandersetzung mit der Frage, wie
Materialien Zeit speichern können.
Wanders und Fischbacher betrachten Textilien wie Fundstücke einer imaginierten Vergangenheit:
- kreidige, erdige Strukturen
- mineralische Oberflächen
- Jacquards, die wie verwitterter Stein wirken
- Farben zwischen Rauch, Lehm und Flussbett
Die Stoffe erzählen von Wind, Sonne, Regen – von Naturkräften, die ihre Spuren zeichnen. Nicht dekorativ,
sondern originär. Nicht historisierend, sondern zeitlos.
Bei interni werden sie bewusst inszeniert, geschichtet, im Licht verankert. Gemeinsam mit exklusiv geliehenen Teppichen der Kollektion entsteht ein Raum, der eher einer stillen Installation gleicht als einer klassischen
Präsentation.
Warum diese Ausstellung einzigartig ist
Weil sie Wanders nicht reduziert, sondern vollständig zeigt: als Textilgestalter, Lichtdenker, Materialforscher, als jemand, der Form und Fantasie in Einklang bringt. Und weil „Ancient Memories“ im Kontext dieser Objekte erst seine ganze Kraft entfaltet: als Teil eines größeren gestalterischen Narrativs.
Ein seltenes Zusammenspiel – nur bis Januar
Die Sonderausstellung bleibt nur wenige Wochen im Haus. Doch in dieser Zeit zeigt sie, wie vielschichtig das Werk von Marcel Wanders ist und wie inspirierend Design werden kann, wenn man es nicht als Produkt, sondern als Erzählung betrachtet.
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